Unterstützung für Tesfa nach gewaltsamer Ausschaffung nach Äthiopien

Liebe Freund*innen, liebe solidarische Menschen

Unser enger Freund Tesfa (Name geändert), wurde letzte Woche brutal aus unser aller Leben gerissen. Nach fast zehn Jahren in der Schweiz wurde er inhaftiert, nach Deutschland überstellt und schließlich in einem Sammelflug gewaltsam nach Äthiopien deportiert – in das Land, aus dem er einst floh, um in der Schweiz möglichst ein Leben in Sicherheit und mit einer Perspektive führen zu können.
Die letzten Jahre hatte Tesfa hier in der Schweiz so wie es ihm unter den erschwerten Umständen möglich war, ein Leben aufgebaut. Er hat einen grossen Freund*innenkreis aufgebaut, sich vernetzt und unsere Gemeinschaft mit seiner positiven Energie bereichert. Tesfa war für Unternehmungen jeglicher Art zu haben und immer da, wenn jemand eine helfende Hand brauchte, ein offenes Ohr oder aufmunternde Worte, denn er behielt trotz der herausfordernden Lebenssituation immer seine Hoffnung, dass wir eines Tages alle frei und mit gleichen Rechten leben können.
Diese Zuversicht konnte ihm auch durch die schwierigen Umstände in der Schweiz nicht genommen werden. Tesfa erhielt nach seinem Asylantrag in der Schweiz vor 9 Jahren einen negativen Asylentscheid. Obwohl sich die politische und wirtschaftliche Situation in Äthiopien und somit auch die Sicherheitslage seither drastisch verändert hat, lehnten die Schweizer Behörden auch ein Wiedererwägungsgesuch vor zwei Jahren ab.
So lebte Tesfa in einem „legalisierten Illegalitätsstatus“ – geduldet, aber ohne Arbeitserlaubnis, ohne Integrationsmöglichkeiten, ohne Perspektive.
Aufgrund des negativen Asylentscheids wäre Tesfa theoretisch zur Ausreise verpflichtet gewesen – eine gewaltvolle Ausschaffung war den Behörden trotz des abgelehnten Asylgesuchs aber nicht möglich – in ein vom Bürgerkrieg durchdrungenes Land, wo massive Menschenrechtsverletzungen stattfinden. So wurde erst im Jahr 2021 der geplanten Sammelausschaffungsflüge aus der Schweiz vorübergehend unterbunden, indem UNO-Ausschüsse aufgrund drohender Menschenrechtsverletzungen mit interim measures interveniert haben.
Die letzte Hoffnung war ein Härtefallgesuch. Doch während das Gesetz eine Prüfung nach fünf Jahren Aufenthalt vorsieht, wird sie in der Praxis im Kanton Bern erst nach zehn Jahren überhaupt in Erwägung gezogen. Ein weiteres Beispiel dafür, dass sich die Migrationsbehörden des Kantons Bern nicht an die eigenen Regeln und Gesetze halten. Unter dem Vorwand eines Vorsprachetermins bezüglich Härtefallgesuch, lockten sie Tesfa in eine Falle, verhafteten ihn noch auf dem Migrationsdienst und setzte ihn gegen seinen Willen in einen Transporter nach Deutschland. Von dort wurde er gemeinsam mit rund 40 weiteren Personen gegen ihren Willen nach Äthiopien deportiert. Tesfa hatte keine Chance, sich von seinen langjährigen Freund*innen zu verabschieden.
In Äthiopien wurde er vom Flughafen direkt auf die Strasse gesetzt – ohne Schuhe, und mit einem kleinen finanziellen Beitrag des Migrationsdienstes. In einem kriegsgezeichneten Land reicht dieses Geld jedoch nicht weit.
Wir sammeln Geld, um ihm wenigstens das Nötigste zu ermöglichen: eine Identitätskarte, denn wie auch in der Schweiz muss sich Tesfa in Äthiopien ausweisen können, Kleidung, ein Telefon um in Kontakt bleiben zu können und neue Kontakte einfacher zu knüpfen, für Essen, Mobilität und Wohnkosten – alles Erdenkliche, was jeder Mensch im Leben braucht.
Geld verändert diese widerlichen Umstände nicht, es hilft aber Tesfa zu unterstützen, durch diesen Alptraum zu kommen und vielleicht für den Moment nach vorne schauen zu können.
Falls du Tesfa unterstützen kannst – auch ein kleiner Betrag hilft – überweise es gerne auf folgendes Konto mit dem Vermerk „Tesfa“.
Jede Spende hilft!

Solidaritätsnetz Bern
Quartiergasse 12, 3013 Bern
IBAN: CH15 0900 0000 3065 6992 8
Vermerk: Tesfa

Bei Fragen melde dich jederzeit unter freiwillige@solidaritaetsnetzbern.ch
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