
Aufruf zur zivilgesellschaftlichen und privaten Unterstützung von abgewiesenen Asylsuchenden
Die abgewiesenen Asylsuchenden im Kanton Bern, von denen sich rund die Hälfte schon seit langem in der Nothilfe befinden, werden ungeachtet der Frage, ob noch ein Aufenthaltsgesuch läuft oder nicht, in den nächsten Monaten von ihrem bestehenden Wohnort (in einer Wohnung oder in einer Kollektivunterkunft für Asylsuchende) in ein sogenanntes Rückkehrzentrum umgesiedelt. Sie verlieren damit ihre Heimat, ihr soziales Umfeld und in vielen Fällen einen grossen Teil ihres Lebensmutes.
Die Rückkehrzentren befinden sich in Gampelen, Aarwangen und Biel. Sie werden von der gewinnorientierten Firma ORS geführt und in ihnen werden sehr restriktive Zustände herrschen. Nur wer die tägliche Melde- und Unterschriftspflicht erfüllt, erhält dort Fr. 8.- pro Tag zum Überleben. Die Betroffenen dürfen weder für Geld, noch freiwillig arbeiten. Nicht mal für die Reinigung des Rückkehrzentrums werden sie entschädigt. Ihre Bewegungsfreiheit und ihre Lebensqualität werden dadurch massiv eingeschränkt. Das Risiko, dass Personen dort krank werden, ja gar innerlich zerbrechen, ist hoch.
Der einzige Ausweg: Private Unterbringung
Unter der Bedingung, dass die/der Betroffene keine Nothilfe mehr beziehen wird, erlaubt der Kanton Bern als Alternative zum Rückkehrzentrum die private Unterbringung bei Dritten. Das bedeutet,
- dass Privatpersonen einem/einer Betroffenen (oder Familie) eine kostenlose Unterkunft (z.B. bei sich zu Hause) zur Verfügung stellen,
- für die Ausrichtung der Nothilfe – den Existenzbedarfs der Person – aufkommt (ca. 240.- für eine Person pro Monat)
- und dass mit dem Migrationsdienst ein entsprechender Vertrag gemacht wird. Der Kanton übernimmt weiterhin die Krankenkassen- und Krankheitskosten.
Sowohl das Solidaritätsnetz Bern, als auch die AG Nothilfe und verschiedene solidarische Privatpersonen befassen sich intensiv mit den Möglichkeiten der privaten Unterbringung und bieten Unterstützung bei den administrativen Abläufen für diese.
- Hast du / haben Sie ein freies Zimmer, das Du/Sie für eine geflüchtete Person mit Nothilfe zur Verfügung stellen könntest?
- Kennst du / kennen Sie Personen, die über entsprechenden Wohnraum verfügen und entsprechend angefragt werden können?
- Kennst du / kennen Sie potentielle Spender*innen, sodass die Last der auszurichtenden Nothilfe auf mehr Schultern verteilt werden könnte?
Wir sind der Meinung, dass es möglich sein sollte, viele private Unterbringungsmöglichkeiten zu finden und als Zivilgesellschaft, zusammen mit allen solidarischen Kräften das Geld für Personen zusammenzukriegen, die unter dem Nothilfe-Regime der Schweiz leiden und diese dadurch vor einer Kasernierung in einem Rückkehrzentrum zu bewahren.
Bitte kontaktieren Sie uns oder die AG Nothilfe für Fragen im Zusammenhang mit der privaten Unterbringung und/oder spende(n) Sie mit dem Vermerk «Nothilfe für abgewiesene Asylsuchende» an unsere Organisation, damit die Solidarität, die wir jetzt brauchen, gelebt werden kann.
Vielen Dank!